Drehbuchförderung durch Hessenfilm und Medien 2019/2020
Welche Wechselbeziehungen zwischen den gesellschaftlichen und politischen Akteuren und den spezifischen historischen und stadtplanerischen Gegebenheiten ermöglichen ein Projekt wie die Neue Frankfurter Altstadt?
Befragt wird das Verhältnis von Stadtarchitektur zu kommunaler Identität; im Mittelpunkt des Essayfilms steht die Entstehung der Neuen Frankfurter Altstadt als ein aus Sprache entwickeltes Selbstverständnis einer Stadt und Gesellschaft.
Ergründet wird am Beispiel der Neuen Frankfurter Altstadt, wie aus Ideen, Normen, Kompromissen und schließlich Entscheidungen ein Großprojekt zustande werden kann.
Wie gelang es beispielsweise 2007 trotz eines ersten, zunächst überwiegend negativ bewerteten Architekturwettbewerbes doch eine Mehrheit aus engagiertem Bürgertum und unterschiedlichen politischen Lagern hinter das Konzept einer altstadtorientierten Bebauung zu versammeln?
Nach welchen Kriterien wurden 2010/11 die 35 Entwürfe der Neubauten in mehreren Architektenwettbewerben mit mehr als 170 Teilnehmern ermittelt, wurden die Maßstäbe für die verantwortliche Planung eines ganzen Viertels, das zu den geschichtsträchtigsten Orten Deutschlands zählt, entwickelt? Hier zeichnet das Arbeitsporträt des Architekturbüros »Jordi & Keller Architekten« beispielhaft die künstlerischen und handwerklichen Herausforderungen dieses Prozesses nach.
Ausgangspunkt
ist zunächst die These, das Dom-Römer-Projekt sei auch deshalb zustande gekommen, weil damit Frieden mit einer Stadtpolitik geschlossen werden konnte, die nach der Zerstörung der bis dahin größten intakten mittelalterlichen Altstadt Deutschlands durch Krieg und Nachkriegsmodernisierung die Entwicklung Frankfurts zur kalten, harten Finanz- und Industriemetropole mit den bekannten Konsequenzen für das gesamte Stadtbild vorangetrieben hatte.
Inmitten der Neuen Altstadt fällt zunächst auf, dass eine Betrachtung nur als Aufblicke dicht entlang der Strukturen kleinteiliger Fassaden und Winkel möglich ist; dadurch rücken Einzelheiten wie Materialstrukturen, ornamentale Symbole und Spolien in den Vordergrund. Dagegen gibt es keine Position, die einen distanzierteren Überblick erlaubt. Stattdessen erheben sich wie architektonische Meta-Ebenen der Dom und stadteinwärts die Silhouette der Skyline mit ihren größtenteils monochromen Fassaden über die Neue Altstadt.
Als Dokumentation
will der Film die unterschiedlichen Positionen herausarbeiten, durch die das Dom-Römer-Projekt zustande gekommen ist. Dazu werden die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker, beteiligte Bürgerinnen und Bürger sowie Befürworter und Gegner des Projekts in einzelnen Gesprächen porträtiert.
Ein Arbeitsporträt
des Büros »Jordi & Keller Architekten«, das mit den Häusern „Großer Rebstock (Markt 8)“ und „Zu den drei Römern (Markt 40)“ zwei der herausragenden Bauten der Neuen Frankfurter Altstadt verantwortet, soll zudem wie ein Bauplan fungieren, um daran die unterschiedlichen Bilder und Bildebenen des Films zu organisieren und anzulegen. Damit werden anhand konkreter Arbeitsprozesse jene Vorgänge dokumentiert, die aus einem kommunikativen erst einen gebauten Diskurs machen.
Bilder und Montage
des Films sollen aus Dynamik und zugleich Poesie einer disparaten Architektur mit ihrer strukturellen und typologischen Vielfalt, den komplexen Ein- und Ausblicken, den unterschiedlichen Bewegungsmöglichkeiten und Positionen auf vergleichsweise begrenztem Raum entstehen.
Alle Rechte liegen beim Autor
Bilder der Aussenansichten: Mank, Jordi & Keller Architekten
Thomas Mank, Juni 2019