Der erste Entwurf zu »DomRömer – der gebaute Diskurs« im Spätsommer 2017 sah eine Filminstallation in den 15 restaurierten Gebäuden der Neuen Frankfurter Altstadt vor. Seit Herbst 2019 arbeite ich mit Unterstützung der Hessischen Filmförderung an einem Essayfilm gleichen Titels.
Dank einer zusätzlichen Förderung durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des Kulturpakets „Hessen kulturell neu eröffnen“ kann ich nun in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Fotografen Stefan Freund einen Teil des Konzepts als interaktive Web-Installation umsetzen und dafür auch wieder auf Ideen des ursprünglichen Konzepts zurückgreifen.
Dieses sah – sieht – vor, individuelle Ansichten und Auffassungen zum Thema Architektur, Stadt und urbanem Zusammenleben von solchen Personen, die an der Entstehung der Altstadt als politische Entscheider und Architekten mitgewirkt haben, als als einzelne Porträts in den Gebäuden zu inszenieren. Nun greife ich dieses Ansatz für die Web-Installation auf.
Als Künstler interessiert mich zunächst grundsätzlich der Zusammenhang von Identität und Kommunikation und hier fasziniert mich die Neue Frankfurter Altstadt als Motiv, denn es hatten nicht nur vergleichsweise viele Personen am Zustandekommen ihren Anteil, sondern dafür wurde auch eine eigene Vorgehensweise entwickelt; ganz in der Tradition der Frankfurter Bürgerschaft, von der der Historiker Ralf Roth schreibt, sie „setze das Neue nicht einfach an die Stelle des Alten, sondern wandle das Alte in das Neue“.
Gerade Architektur bewirkt Identifikation; obwohl es in der Regel eine fremde, vorbestimmte Struktur ist, erleben Menschen selbstverständlich den gebauten Raum als Bestandteil der eigenen Identität. Mit Gesprächen bzw. interaktiven Gesprächscollage will ich nun diesen komplexen Prozess exemplarisch als eine Summe individueller Wahrnehmungen sichtbar machen. Dafür möchte ich mit Menschen, die am Zustandekommen der Neuen Frankfurter Altstadt Anteil hatten, über persönliche Lebenserfahrungen und Auffassungen in Hinblick auf Architektur, Stadt und Orte, an denen jene gemacht wurden, sprechen.
Die Unterhaltungen werden in Ton und Bild aufgezeichnet und als Nachbearbeitung mit Begriffen rund um das Thema Architektur und Kommunikation indexiert. Diese Indexe fungieren für die Installation als Register, anhand dessen sich die unterschiedlichen einzelnen Gespräche interaktiv zu wechselnden Kombinationen und somit immer wieder neuen Perspektiven verbinden lassen.
Die Aufzeichnung eines Gesprächs wird ungefähr 30 Minuten dauern und soll im Februar oder bis Mitte März stattfinden. Ideal wäre es, wenn sie im Studio von Stefan Freund stattfinden könnte, es befindet sich in der Nähe des Friedberger Platzes. Technik und Gestaltung werden minimalistisch reduziert und zurückhaltend sein; eben der Klassiker: Porträt vor schwarzem Hintergrund.
Selbstverständlich sorgen wir vor Ort im Studio für eine auch gesundheitlich sichere Situation. Aber wir entwickeln zurzeit auch eine mobile Alternative.
Stand: Januar 2021 | Thomas Mank, Stefan Freund